MeToo & Männerbashing

In den letzten Jahren hat sich gesellschaftlich viel bewegt. Begriffe wie MeToo, Patriarchat und toxische Männlichkeit tauchen überall auf. Für viele Männer entsteht dabei ein Gefühl von Angriff, Beschuldigung oder gar „Männerbashing“.

Doch an dieser Stelle lohnt es sich, genauer hinzuschauen:

Oft wird so gesprochen, als ob „der Mann“ – also du, ich, jeder einzelne männliche Mensch – gemeint wäre. Doch eigentlich geht es in der gesellschaftlichen Debatte um männliche Systeme, nicht um Personen. Und das ist ein entscheidender Unterschied.

Ein männliches System ist nicht automatisch ein Mann

Strukturelle Macht, Hierarchien, Konkurrenzlogik, Bewertung nach Leistung – all das sind Elemente eines kulturell männlichen Systems. Wir alle wurden darin sozialisiert, Frauen wie Männer.

Und genau deshalb findet man dieses System überall – in Politik, Wirtschaft, Schulen, Beziehungen. Und auch dort, wo Frauen Anteile dieser Systeme übernehmen.

Wenn eine Frau ein patriarchales System betritt, adaptiert sie die Regeln, die dort gelten.

Nicht, weil sie „unweiblich“ wird, sondern weil das System selbst so funktioniert.

Kurz gesagt:

Patriarchat meint nicht: Männer sind schlecht.

Patriarchat meint: Wir leben in einer historisch männlich geprägten Struktur.

Das Missverständnis, das Männer verletzt

Viele Männer fühlen sich in Diskussionen schuldig gesprochen, obwohl sie persönlich niemals Gewalt ausgeübt oder ausbeuterisch gehandelt haben.

Das erzeugt: Abwehr, Rückzug, Scham und Wut

oder das Gefühl, man müsse sich rechtfertigen für etwas, das man nicht getan hat.

Und genau das führt zu Spaltungen, die niemandem helfen.

MeToo ist kein Angriff auf dich als Mann

Die MeToo-Bewegung hat Missbrauch, Machtmissverhältnisse und Übergriffe sichtbar gemacht. Und das ist wichtig – gesellschaftlich und menschlich.

Doch aus dieser Sichtbarkeit wurde häufig eine Botschaft abgeleitet, die so nicht stimmt:

„Männer sind Täter.“

Tatsache ist: Es gibt Täter, die Männer sind, es gibt Täterinnen und es gibt Systeme, die Übergriffe erleichtern.

Das System ist das Problem – nicht der männliche Mensch.

Was heißt das für dich als Mann?

Du hast die Chance, dich nicht angegriffen zu fühlen, sondern dich als wichtigen Teil des Wandels zu verstehen.

Nicht im Sinne von „schuldig“, sondern im Sinne von: bewusst, reflektiert, verbunden und präsent.

Und vielleicht genau deshalb so wichtig.

Unser gemeinsames Ziel

Wenn wir verstehen, dass männliche Systeme nicht automatisch identisch sind mit dem einzelnen Mann, wird ein Dialog möglich, der nicht auf Angriff basiert, sondern auf Entwicklung.

Denn Veränderung entsteht nicht gegen den Mann – sondern mit Männern.

Und ja: Möglicherweise brauchen wir neue Formen von Männlichkeit, die nicht auf Abwehr basieren, sondern auf Bewusstsein und Verantwortung.

Nicht weil du falsch bist – sondern weil wir alle dazulernen dürfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Bitte aktzeptieren Sie die Datenschutzbestimmungen!